Gießen gibt nach 80 Jahren auf, doch Treis nicht
(mit freundlicher Genehmigung aus dem Gießener Anzeiger am 06.05.2011)
Wehmütiges Abschiedskonzert der Mandolinen-Spielgemeinschaft
Auch musikalischer Leiter Keith Harris verabschiedet
Keith Harris wurde als musikalischer Leiter des Mandolinenorchesters Treis verabschiedet.
(Foto: Ulmers)
(ju). Für das Mandolinenorchester Treis ist es schon zur lieben Tradition geworden, einmal im Jahr im Seniorenhaus Lumdatal zu gastieren. Besondere Bedeutung erlangte dieser Auftritt dadurch, dass mit Abschluss dieses Konzertes der langjährige musikalische Leiter Keith Harris (Sydney/Marburg) in den Ruhestand verabschiedet werden sollte. Aus diesem Grund hatte das Mandolinenorchester Treis, Freunde aus dem Gießener Mandolinenorchester "Neapolita", mit denen das Orchester eine Spielgemeinschaft unterhielt, zur Verstärkung eingeladen.
Mit der Ouvertüre in a-Moll Opus 1 (Georg Claußnitzer/Rudolf Krebs/Ralf Crevetti) eröffnete das Orchester die gut eine Stunde dauernde Vorstellung. Der "Marktplatz" in der Seniorenresidenz war nach den ersten Klängen der Mandolinen in einen mediterranen Frühsommergarten mit Meeresblick verwandelt, so schien es jedenfalls, wenn die Zuhörer in Gedanken die Phantasie spielen ließen und sich nur auf die harmonischen Klänge der Mandolinen konzentrierten. Eine ganze Reihe von Zuhörern erfreute sich an dieser Musik und über so manches Gesicht sah man ein Lächeln huschen, wenn die Mandolinen eine alte "Volksweise aus Kefalonia (Kantadis)" anstimmten. "Le Campane di Santa Lucio" (Giacomo Sartori), "Recuerdos de la Alhambra" (Francisco Tarrega) und "Unter der Dorflinde" von Theodor Ritter waren nur einige der vorgetragenen Musikstücke.
Im Anschluss an das Konzert verabschiedeten der Ehrenvorsitzende des Mandolinenorchesters (MO) Treis, Erich Klein und die Vorsitzende des Mandolinenorchesters "Neapolita" Gießen, Christa Ermert, ihren langjährigen musikalischen Leiter Keith Harris. Klein würdigte in seiner Ansprache die Verdienste des Orchesterchefs, der fast zehn Jahre die Spielgemeinschaft leitete. Mit Wehmut, so Klein, schaue er zurück, wehmütig auch deshalb, weil das 1921 gegründete Orchester "Neapolita" Gießen sich notgedrungen nach 90-jährigem Bestehen auflöse und zu allem Schmerz auch noch die Verabschiedung des in Zupfkreisen weltbekannten Dirigenten Harris erleben müsse. Als Musiker und Musiklehrer habe Harris die ganze Welt bereist, er dirigierte und unterrichtete in den USA, Japan, England, Griechenland, Österreich und Australien, um nur einige Stationen seines Wirkens zu nennen. Als Dirigent war Harris zwölf Jahre lang bei verschiedenen bekannten deutschen Zupforchestern tätig und er gehört nicht nur in Europa zu den gefragtesten Musikern dieser Szene. Jahrzehntelang wirkte er als Lehrbeauftragter für Mandoline an Musikschulen in Mannheim und Heidelberg.
Die Spielgemeinschaft Gießen/Treis habe sehr von seinem Können und hervorragenden Fachwissen profitiert, nicht nur bei den Mandolinen, sondern bei allen in einem Zupforchester angesiedelten Instrumentengattungen. Rund 450 Übungsstunden und neun Wochenendseminare wurden absolviert und dabei wurden 60 neue Musikstücke eingeübt. In dieser Zeit hatte die Spielgemeinschaft 78 öffentliche musikalische Auftritte. Dafür bedankte sich Klein im Namen aller Spieler.
Sein Dank ging aber auch an die Gitarristin der Spielgemeinschaft, Wilhelma Groß, für ihren beispiellosen Einsatz, hatte sie doch den gehbehinderten Dirigenten Keith Harris all die Jahre mit ihrem Auto zu allen musikalischen Aktivitäten chauffiert.
Mit mehreren Geschenken wurde der scheidende Dirigent bedacht und ein gemeinsames Abendessen beschloss den ereignisreichen Tag. Die Spielgemeinschaft Gießen/Treis habe mit dem heutigen Tage aufgehört zu existieren, das Mandolinenorchester Treis wird ungeachtet dessen weiter machen und man rufe den Gießenern zu, so der Ehrenvorsitzende Erich Klein: "Kommt zu uns - zum Mandolinenorchester Treis. Wir nehmen euch mit offenen Armen auf."
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