Musik als verbindendes Element
(mit freundlicher Genehmigung aus der Gießener Allgemeine am 13.05.2025)
Staufenberg (vh). Vogelgezwitscher gehört gerade im Frühjahr mit dazu wie das Grünwerden der Natur. Dass um die vorvorige Jahrhundertwende Vögel auch wanderten, war schon etwas Einmaliges. Die sogenannte Wandervogelbewegung jedenfalls galt als ein Lebensstil mit dem Wunsch, die Natur singend und mit Zupfinstrumenten wie Laute, Gitarre und Mandoline zu durchstreifen.
Mittelhessenorchester Mai 2025 - Zupforchester Wetzlar-Nauborn & Treis (Foto: Edmund Räther)
Eine solche Spielgruppe aus Westfalen zog Anfang der 20er Jahre auch durch Treis. Einige Jungs der Dorfjugend im Alter von 15 bis 18 Jahren waren davon hellauf begeistert. So gründeten Heinrich Wilhelm Kehr, Heinrich Nuhn, Heinrich Hofmann, Ludwig Rabenau, Ludwig Heinrich Klein und Fritz Krug 1925 den Mandolinenverein Treis/Lumda. 100 Jahre später hat sich das Gemeinschaftsorchester des Mandolinenvereins 1924 Nauborn und des Mandolinenvereins 1925 Treis im Begegnungszentrum Bing vor dem zahlreichen Publikum eingefunden, um das große Jubiläum mit einem Rückblick der Vereinsvorsitzenden Susanne Kriep, mit Grußworten und einem Querschnitt des musikalischen Repertoires gebührend zu feiern.
Dirigent Andreas Gerhard überbrachte die Glückwünsche des Bundes Deutscher Zupfmusiker, schwang den Taktstock und fand deutliche Worte, etwa zur Vereinnahmung der Zupfmusik durch die Nationalsozialisten. Aufgrund der politischen Entwicklungen musste die Vereinstätigkeit 1933 eingeschränkt werden. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges kam sie schließlich zum Erliegen. 1947 ging es wieder weiter.
Gerhard weiter: "Zupfmusik ist Laienmusik auf hohem Niveau." Ein Zupforchester als solches bringe Menschen zusammen und mittlerweile eine Reihe von Instrumenten wie Mandoline, Mandola, Gitarre, E-Gitarre, Kontrabass, Schlagzeug, Percussion oder Akkordeon. Die UNESCO zähle solche Musik zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit. Gerhard schloss: "Musik ist angewandte Kulturpolitik."
Bürgermeister Peter Gefeller ging auf die Vision ein, die junge Menschen vor 100 Jahren gehabt hätten. Aus ihrer Leidenschaft habe sich ein fester Bestandteil des Dorflebens ergeben. "Ich wünsche euch eine klangvolle Zukunft."
Reiner Klein, Vorsitzender des Vereins "Gemeinsam statt einsam ean Träs", überbrachte die Glückwünsche der Ortsvereine. Zur Gründungszeit in den 20er Jahren habe auch der Jazz Fahrt aufgenommen und die Comedian Harmonists. Zupfmusik habe in den Pariser Salon zum guten Ton gehört. Die Suche nach Harmonie in der Musik könne doch einfach in den Alltag übertragen werden, so Klein. Jeder Musiker bringe nicht nur das Instrument, sondern auch ein stückweit die eigene Seele mit ein.
Gerhard dirigierte den "Earth Song" von Michael Jackson, den "Walzer Nummer 2" von Dmitri Schostakowitsch, "How deep is your love" von den Bee Gees, "To limani nichta" von Giorgos Andreou und "Poesia Alpestre" von Simone Salvetti.
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